Bonn, Germany
April 27, 2007
Bisher war es der Monat April, der
laut Volksmund „macht, was er will“. Nun scheint das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) sich diesen Ruf erarbeiten zu wollen.
Mitten in der Aussaat überrumpelt es Pflanzenzüchter und
Landwirte mit einem plötzlichen Erlass, demzufolge der Anbau von
Bt-Mais ohne ein ausuferndes Monitoring nicht möglich sei. „Wir
fragen uns, wie dieses Vorhaben mit der mehrfach geäußerten
Absicht der Bundesregierung und der Bundeskanzlerin
zusammenpasst, die Forschung und Anwendung der Grünen Gentechnik
in Deutschland zu befördern“, wundert sich Dr. Ferdinand
Schmitz, Geschäftsführer des
Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP).
Das Ministerium beruft sich in seinem Erlass auf vermeintliche
Sicherheits-bedenken hinsichtlich des Konstruktes MON 810 und
verpflichtet daher zu einem umfassenden Monitoring
(Überwachungsplan). „Die darin beschriebenen Kriterien sind
völlig überzogen, sie zu erfüllen, ist schlicht unmöglich“, so
Schmitz. „Daher drängt sich der Verdacht auf, dass dies nur ein
Mittel zum Zweck ist, den Anbau von Bt-Mais in Deutschland
völlig zu verhindern.“
Unklar ist, ab wann die Bestimmungen dieses Erlasses greifen.
Nicht ausgeschlossen ist, dass dies schon den Anbau 2007
betrifft. Landwirte müssten dann sogar befürchten, ihre bereits
ausgesäten Flächen wieder umbrechen zu müssen. Der
volkswirtschaftliche Schaden wäre enorm, der Vertrauensverlust
in
die Politik ist es jetzt schon.
Was treibt den Bundesminister also an? Formale Bedenken scheiden
aus. MON 810 wurde zugelassen, die Verlängerung ist beantragt.
Inhaltliche Bedenken greifen ebenso wenig. Zahlreiche
Stellungnahmen von BMELV-Behörden, aber auch der zuständigen
„Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit“ (EFSA) haben
mehrfach die Unbedenklichkeit des Bt-Maises bestätigt.
Bleiben politische Gründe, die, wie immer motiviert, ein denkbar
schlechtes Licht auf Deutschland als derzeitigen Inhaber der
EU-Ratspräsidentschaft werfen. „Wir werden darum kämpfen, dass
dieses Ansinnen noch gestoppt wird. Andernfalls könnten wir
allen Betroffenen nur raten, unter Ausschöpfung aller Mittel die
Rechtsstaatlichkeit zu wahren bzw. wiederherzustellen“, so
Schmitz abschließend.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) mit
Sitz in Bonn und Berlin ist die berufsständische Vertretung der
rund 130 deutschen Pflanzen-zuchtunternehmen aus den Bereichen
Landwirtschaft, Gemüse und Zierpflanzen. Mit einer F&E-Quote
(Forschung & Entwicklung) von 16,9 Prozent gehört die
Pflanzenzüchtung zu den innovativsten Branchen in Deutschland.
Rund 10.000 Beschäftigte finden in ihr einen Arbeitsplatz und
legen mit ihrer Tätigkeit die Basis für eine erfolgreiche
Landwirtschaft und die darauf folgenden Stufen der
Wertschöpfungskette. |
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