Berlin, Germany
August 20, 2007
Für die deutschen Ackerbauern geht
eine mengenmäßig enttäuschende Getreide- und Rapsernte zu Ende,
wie der Deutsche
Bauernverband (DBV) auf seiner Erntepressekonferenz
mitteilte. Mit knapp 40 Millionen Tonnen Getreide (- 8,7
Prozent) fiel das Ernteergebnis 2007 nochmals niedriger aus als
die ohnehin schwache Ernte 2006. Auch die Winterrapsernte ist
für die Bauern ernüchternd. Trotz einer Ausdehnung des
Rapsanbaus um 9 Prozent bleibt die Erntemenge mit 5 Millionen
Tonnen hinter dem Vorjahr zurück.
Mit Ausnahme traditioneller Spätdruschgebiete ist die
Getreideernte eingefahren, so dass die Marktversorgung
sichergestellt ist. Immer neue Niederschläge verhindern derzeit
jedoch den Abschluss der Getreideernte. Die Vermarktung der
Frühkartoffeln neigt sich ebenfalls dem Ende, witterungsbedingt
beträgt der Vermarktungsvorsprung bis zu 14 Tage. Zuckerrüben
und Mais, deren Ernte noch nicht begonnen hat, können von den
Niederschlägen profitieren und präsentieren sich mit guten
Beständen. Gleiches gilt für Gemüse, Wein und die sonstigen
Sonderkulturen.
Wesentlicher Grund für die ungewöhnlich niedrige Ernte in 2007
ist der außergewöhnliche Witterungsverlauf während der
Vegetationsperiode. Nach dem zunächst sehr milden Winter ohne
nennenswerte Frostschäden starteten die Kulturen deutlich früher
als üblich in die Vegetation. Es folgte jedoch eine ausgeprägte
Frühjahrstrockenheit mit außergewöhnlich hohen Temperaturen in
entscheidenden Entwicklungs- und Wachstumsphasen im April und
Mai. In den folgenden Monaten konnten die Kulturen zwar etwas
aufholen, die Schädigungen dürften in den meisten Fällen jedoch
irreversibel gewesen sein. Während der Ernte sorgten immer
wieder einsetzende Niederschläge für Ernteunterbrechungen,
vielerorts knickten Halme und Ähren um, die nicht mehr geerntet
werden konnten. Für die Bauern sind deshalb die deutlich über
dem Vorjahr liegenden Erzeugerpreise wichtig, um
Ertragseinbußen und witterungsbedingt höhere Erntekosten
aufzufangen.
Für die einzelnen Getreidearten stellt sich das Bild wie folgt
dar:
Bei der
Wintergerstenernte ist 2007 mit 8 Millionen Tonnen ein
deutlicher Rückgang der Erntemenge zu verzeichnen. Der um 12
Prozent niedrigere Ertrag und ein leichter Flächenrückgang
(minus 3 Prozent) haben dazu geführt, dass die Erntemengen
um 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Die
Wintergerste hat damit erwartungsgemäß am stärksten unter
der Frühjahrstrockenheit gelitten. Aufgrund ihres
fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums konnten
Trockenschäden nicht mehr kompensiert werden.
Deutlich geht auch die Entemenge für Sommergerste
zurück. Ein um 8,6 Prozent geringerer Ertrag gegenüber dem
Vorjahr - verstärkt durch einen Rückgang der Anbaufläche um
8,5 Prozent - lässt die Erntemenge auf 2,1 Millionen Tonnen
zurückgehen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dieses einen
deutlichen Rückgang in Höhe von 16 Prozent. Die Qualitäten
sind regional unterschiedlich, sie sind aber für Braugerste,
dem wesentlichen Verwendungszweck der Sommergerste, in der
Regel ausreichend. Vielfach war die Sommergerste zu Beginn
der Frühjahrstrockenheit ausgesät worden, so dass die
Saatkörner nicht aufliefen oder die jungen Pflanzen nur
unzureichend ertragsbildende Organe ausbilden konnten.
Die Roggenernte liegt über 350.000 Tonnen und damit
etwa 14 Prozent über dem Vorjahr. Grund ist eine starke
Anbauausdehnung dieses Brotgetreides um 25,1 Prozent,
allerdings konnte aufgrund des um 9 Prozent niedrigeren
Hektarertrages die Ertragsmenge nicht im gleichen Umfang
gesteigert werden. Der immer wieder die Ernte
unterbrechende Regen hat insbesondere bei später geernteten
Partien vereinzelt zu Qualitätsverlusten geführt, insgesamt
wird die Qualität jedoch zur Verwendung als Brotgetreide als
ausreichend angesehen.
Besonders groß ist die Enttäuschung über die Ergebnisse bei
der Ernte von Weizen, der wichtigsten Getreideart in
Deutschland. Die Erntemenge wird etwa bei 20 Millionen
Tonnen liegen, knapp 10 Prozent unter der schon
unterdurchschnittlichen Vorjahresernte. Vor der Ernte war
vielfach noch von einem Ertrag ausgegangen worden, der auf
Vorjahresniveau lag. Die Niederschläge im Mai und Juni
konnten die Pflanzen augenscheinlich gut nutzen, die
Bestände präsentierten sich gut. Umso größer war die
Enttäuschung, als die Mähdrescher die Bestände ernteten.
Zusätzlich erschwerten die ergiebigen Niederschläge die
Ernte, weil vielfach die Halme umknickten und Lagergetreide
entstand. Die Aussagen zur Backqualität lassen bislang auf
ausreichende Qualitäten schließen. Allerdings erreichen
spät geerntete Partien nicht immer die erforderlichen
Qualitäten.
Unter der ungewöhnlichen Witterung hat auch der
Winterraps gelitten. Trotz einer Ausdehnung des Anbaus
um knapp 9 Prozent auf 1,5 Millionen Hektar blieb die
Erntemenge mit 5 Millionen Tonnen um 12,8 Prozent hinter dem
Vorjahr zurück. Der frühe Vegetationsstart hatte den Raps
bis zu 3 Wochen früher als üblich blühen lassen, Spätfröste
trafen ihn dann in dieser empfindlichen Entwicklungsphase.
In Verbindung mit der Trockenheit im Frühjahr führte dieser
zu geringem Ertrag und im Vergleich zu den Vorjahren
niedrigen Ölgehalten.
Die durchschnittlichen
Ernteerträge für Deutschland insgesamt vermögen nicht die
regional unterschiedliche Erntesituation widerzuspiegeln.
Kleinräumig stark differenzierte Niederschlagsereignisse,
wechselnde Bodenverhältnisse und geografische Schwerpunkte mit
hohem Schädlingsaufkommen verursachen ein breites Spektrum an
Erträgen. Während in Bayern insbesondere bei Weizen Erträge über
dem Vorjahr geerntet wurden, hatte Virusbefall in Niedersachsen
und Schleswig-Holstein erhebliche Ertragseinbussen zur Folge. In
Thüringen und Sachsen-Anhalt sind die Ernten in einigen
Landkreisen nachhaltig durch hohen Mäusebefall geschädigt.
Die niedrige Ernte 2007 wird für die Landwirte durch die
deutlich gestiegenen Preise umsatzmäßig kompensiert. Gegenüber
dem Vorjahr sind die Preise für alle Getreidearten deutlich
gestiegen, während die Preise für Raps einer solch deutlichen
Entwicklung nicht folgen konnten. |
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