Berlin, Germany
January 25, 2007
„Die Bauern sind grundsätzlich
bereit für Bio, verhalten sich bislang aber noch abwartend.
Jetzt kommt es auf klare Signale des Marktes und der Politik an,
um das Angebot an Bio-Lebensmitteln aus heimischem Anbau
mittelfristig mit der stark anziehenden Nachfrage in Einklang zu
bringen“. Dies erklärte Dr. Heinrich Graf von Bassewitz,
Vorsitzender des Fachausschusses Ökologischer Landbau
des Deutschen
Bauernverbandes (DBV), anlässlich einer Podiumsdiskussion
auf dem ErlebnisBauernhof der Internationalen Grünen Woche in
Berlin. Nach einer vom DBV in Auftrag gegebenen repräsentativen
Befragung von über 900 Landwirten haben nur 0,2 Prozent die
Frage nach einer Umstellung ihres Betriebes auf ökologischen
Landbau innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahre mit einem klaren
„ja sicher“ beantwortet. Dies sei nicht verwunderlich, da im
vergangenen Jahr die meisten Bundesländer mit Blick auf das Ende
der EU-Finanzierungsperiode einen Förderstopp für Neuumsteller
erlassen hätten, kommentierte v on Bassewitz. Betriebe in
Umstellung auf ökologischen Landbau benötigten jedoch eine
zusätzliche Förderung, um die zwei- bis dreijährige
Umstellungszeit finanziell überbrücken zu können.
Immerhin 4,3 Prozent der befragten Landwirte würden laut Umfrage
„vielleicht“ eine Umstellung ihres Betriebes in den kommenden
Jahren vornehmen. Diese Größenordnung entspricht exakt dem
Anteil der Landwirte, die bereits heute in Deutschland nach den
Richtlinien des ökologischen Landbaus wirtschaften. „Offenbar
haben sich viele Landwirte bereits mit dem ökologischen Landbau
beschäftigt und sehen darin eine interessante Option für die
Weiterentwicklung ihrer Betriebe“, folgerte von Bassewitz aus
den Umfrage¬ergebnissen. Das Potential für Neuumstellungen sei
also grundsätzlich vorhanden.
Von Bassewitz wies darauf hin, dass die Bundesländer mit ihren
Förderprogrammen zur ländlichen Entwicklung für die neue
Finanzierungsperiode 2007 bis 2013 in Verzug seien. Die Länder
seien jetzt gefordert, ihre Agrarumweltprogramme, in deren
Rahmen der ökologische Landbau gefördert wird, so rasch wie
möglich bekannt zu machen, damit die Landwirte bis zum
Antragsschluss - meist der 30. Juni - ausreichend Zeit zur
Entscheidungsfindung hätten. Gerade angesichts der zum Teil
erheblich abgesenkten Hektarprämien könne eine Umstellung auf
ökologischen Landbau nur dann angeraten werden, wenn die Abnahme
der ökologischen Erzeugnisse längerfristig gesichert ist.
Einzelne Handelsunternehmen würden also bereits fünfjährige
Abnahmeverträge anbieten. Eine mögliche Umstellung müsse in
jedem Fall sorgfältig geplant und individuell durchkalkuliert
werden. Die aktuellen Erzeugerpreise für viele pflanzliche
Bioprodukte seien eine Basis, auf deren Grundlage sich eine
Umstellung lohnen könne, so von Bassewitz. Von den derzeitigen
Milch- und Fleischpreisen gingen dagegen noch nicht ausreichende
Marktimpulse für umstellungsinteressierte Landwirte aus.
Grundsätzlich könne es nicht im Sinne der deutschen Bauern sein,
dass die steigende Nachfrage nach Biolebensmitteln mangels
Verfügbarkeit aus heimischer Erzeugung zunehmend über Importe
abgedeckt werden muss.
Der DBV weist darauf hin, dass im Rahmen des Bundesprogramms
Ökologischer Landbau eine unverbindliche Beratung
umstellungsinteressierter Landwirte mit bis zu 60 Prozent der
Beratungskosten gefördert wird. Weitere Informationen finden
sich im Internet unter
www.oekolandbau.de/erzeuger. |