Germany
June 14, 2007
Quelle:
bioSicherheit
Erneut sind Teile eines Versuchsfeldes auf dem Gelände der
Justus-Liebig-Universität
in Gießen zerstört worden. Dort wird untersucht, ob gentechnisch
veränderte Gerste unerwünschte Auswirkungen auf nützliche
Bodenpilze wie Mykorrizzha hat. Das Projekt wird im Rahmen der
biologischen Sicherheitsforschung öffentlich gefördert.
Schon im Vorjahr hatten radikale Gentechnik-Gegner das
Versuchsfeld schwer beschädigt. Trotz der inzwischen erheblich
verschärften Bewachungsmaßnahmen sind in der Nacht zum 13. Juni
2007 Unbekannte in das Versuchsgelände eingedrungen und haben
systematisch Gerstepflanzen zerstört.
Auf dem Gelände der Forschungsstation des Instituts für
Phytopathologie und Angewandte Zoologie waren Ende April etwa
5000 gv-Gerstepflanzen ausgebracht worden, die aus zwei in den
USA entwickelten Gerstelinien hervorgegangen sind. In einer ist
ein aus einem Bodenpilz stammendes Chitinase -Gen aktiv.
Chitinasen bauen Chitin ab, das auch ein Bestandteil der
Zellwände von Pilzen ist. In die zweite Linie wurde ein Gen aus
einem Bodenbakterium eingebracht, dass Glukanase bildet. Das Gen
wurde in Gerste übertragen, um die Braueigenschaften zu
verbessern sowie auch eine bessere Verdaulichkeit als Tierfutter
zu erreichen. Glukanase hat aber auch pilzresistente
Eigenschaften.
Das von dem Gießener Biologen Prof. Karl-Heinz Kogel geleitete
Forschungsprojekt untersucht, ob durch die Bildung der Chitin
und Glukan abbauenden Enzyme auch nützlich Pilze geschädigt
werden. 70 bis 80 Prozent der Landpflanzen leben in Symbiose mit
so genannten Mykorrhiza‑Pilzen , wobei Pflanze und Pilz sich
gegenseitig von Nutzen sind. Sollten die beiden gv-Gerstelinien
diese für die Gesundheit und Vitalität der Pflanzen wichtigen
Pilze beeinträchtigen, wäre das von großer Bedeutung für die
Agrarökosysteme. Beide gv-Gerstelinien sind in Europa von einer
möglichen kommerziellen Nutzung weit entfernt.
Trotz der Zerstörungen konnten im letzten Jahr Teile des
Versuchs noch ausgewertet werden. In der laufenden
Vegetationsperiode sollten die dabei gefundenen Ergebnisse
überprüft und abgesichert werden.
Auch in diesem Jahr wird der Versuch nach der Aktion der
radikalen Gentechnik-Gegner fortgesetzt. Ein Teil der Proben aus
dem Wurzelbereich der Pflanzen war bereits entnommen worden.
Die Universität Gießen hat Strafantrag gegen die Täter gestellt.
Bereits Ende Mai 2007 waren in Gießen Versuchsfelder der
Universität zerstört worden. Dort führte das Institut für
Pflanzenzüchtung im Auftrag des Bundessortenamts Wertprüfungen
mit zahlreichen Maissorten durch, darunter auch Sorten aus dem
gv-Mais MON810. Solche Versuche sind im Rahmen der
Sortenzulassung gesetzlich vorgeschrieben. |
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