Bonn, Germany
October 2, 2007
„Wir erleben derzeit die Umkehr
von einem Nachfrage- zu einem Angebotsmarkt für
Futterpflanzensaatgut“, stellte Saatenhändler Richard Karl
anlässlich der Wirtschaftlichen Fachtagung für Futterpflanzen-
und Zwischenfruchtsaatgut am 27. September 2007 in Fulda fest.
Ursächlich hierfür seien zurückgehende Vermehrungsflächen
gepaart mit witterungsbedingten Ernteausfällen, die zu aktuellen
Engpässen und kurzfristig höheren Preisen für
Futterpflanzensaatgut führten.
Christoph Egner von der ZG Karlsruhe verwies im Rahmen der
Veranstaltung auf die hohen Getreide- und Rapspreise und
insbesondere auf den verstärkten Anbau von Silomais für
Biogasanlagen auf Grenzstandorten. Diese Entwick-lungen machten
es schwer, Vermehrer für Futterpflanzensaatgut zu finden.
Erklärtes Ziel der Branche sei es jedoch, die Produktion von
Futterpflanzen-saatgut in Deutschland zu halten und dieses
Potential und Know-how nicht verschwinden zu lassen. „Hierzu
müssen wir starke Signale an die Vermehrer senden. Daher
brauchen wir den Schulterschluss mit den Handelspartnern und
deren Bereitschaft, die Signale aus dem Markt mitzutragen“,
erläuterte Johannes Peter Angenendt, der Vorsitzende der
Abteilung Futterpflanzen im BDP.
Unterschiedliche Auffassungen gab es bei der Diskussion der
Marktsituation mit Blick auf die Saatgutbestände. Während die
Statistik eine durchschnittliche Bestandssituation zum 1. Juli
2007 aufweist, berichteten viele Marktteilnehmer von geräumten
Lagern bei verschiedenen zentralen Produkten. Unstrittig war,
dass die Gräsersaatguternte 2007 aufgrund verminderter
Vermehrungsflächen und schwieriger Anbau- und Erntebedingungen
in Deutschland etwa 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt.
Auch die europäischen Nachbarländer erwarten nach einer
ausgeprägten Trockenheit im Frühjahr 2007 und teilweise
katastrophalen Erntebedingungen einen Ernterückgang von 20 bis
25 Prozent. Da die Vermehrungsflächen in Nordamerika ebenfalls
zurückgegangen sind, stehen Offerten aus Übersee auch nur
begrenzt zur Verfügung.
Allgemein ist daher mit einem wesentlich höheren Preisniveau zu
rechnen. Insbesondere für empfohlene Sorten wird die Nachfrage
in den nächsten Monaten nur schwerlich zu decken sein.
Hintergrundinfo
Die Wirtschaftliche Fachtagung für
Futterpflanzen- und Zwischenfruchtsaatgut wird traditionell im
Herbst vom Bundesverband
Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP), dem
Bundesverband
Deutscher Saatguterzeuger e.V. (BDS) und dem Deutschen
Raiffeisenverband e.V. (DRV) gemeinsam durchgeführt.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) mit
Sitz in Bonn und Berlin ist die berufsständische Vertretung der
rund 130 deutschen Pflanzen-zuchtunternehmen und Saatenhändler
aus den Bereichen Landwirtschaft, Gemüse und Zierpflanzen. Mit
einer F&E-Quote (Forschung & Entwicklung) von 16,9 Prozent
gehört die Pflanzenzüchtung zu den innovativsten Branchen in
Deutschland. Rund 10.000 Beschäftigte finden in ihr einen
Arbeitsplatz und legen mit ihrer Tätigkeit die Basis für eine
erfolgreiche Landwirtschaft und die darauf folgenden Stufen der
Wertschöpfungskette. |
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