Bonn, Germany
October 29, 2008
Trockenstresstoleranz bei
Zierpflanzen ist ein bedeutendes Selektionskriterium für die
Züchtung mit großem wirtschaftlichen Potenzial für den gesamten
Zierpflanzenmarkt. Bislang fehlten geeignete Methoden, die
Stresstoleranz in einem frühen Stadium der Zierpflanzen richtig
zu identifizieren. Auf Initiative der
Gemeinschaft zur Förderung
der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V.(GFP) wurde ein
Netzwerk konzipiert, das aus zwei Forschungsinstituten und vier
Pflanzenzüchtungsunternehmen besteht und das sich intensiv mit
der Thematik Trockenstresstoleranz befasst. Für dieses
Verbundvorhaben konnten öffentliche Fördergelder aus dem
Innovationsprogramm des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eingewoben werden.
Mit dem heutigen Tag fällt der offizielle Startschuss für das
Verbundvorhaben.
Ministerialdirektor Bernd-Udo Hahn, Leiter der BMELV
Zentralabteilung überreicht heute offiziell den
Zuwendungsbescheid des Bundesministeriums an die Partner in
Wissenschaft und Wirtschaft. Die Partner der Wissenschaft
erhalten in dem dreijährigen Projekt ca. 300.000 Euro
öffentliche Fördermittel des BMELV. Die Wirtschaft beteiligt
sich an dem Verbundvorhaben mit ebenfalls 300.000 Euro
umfassenden Projektarbeiten.
Die beteiligten Züchtungs- und Jungpflanzenbetriebe Benary,
Kientzler, Selecta Klemm und Syngenta stellen für das Projekt
Pflanzen mit hohem Stresstoleranzpotenzial zur Verfügung und
führen eigene unternehmensinterne Untersuchungen durch. „Wir
erhoffen uns von diesem Forschungsprojekt große Fortschritte für
eine effiziente Anzucht und Erweiterung unseres Sortimentes“,
erklärte Frau Dr. Dohm, Vorsitzende der GFP-Abteilung
Zierpflanzen. „Wichtige Voraussetzung für das Projekt waren
Beobachtungen aus der Praxis der Pflanzenzüchter, die den
Projektpartnern eine erste Einteilung vorhandener Sorten in
stärker und schwächer ausgeprägte Trockenstresstoleranzen
ermöglichte.“ Die Forschungsanstalt Geisenheim, Fachgebiet
Zierpflanzenbau entwickelt in diesem Verbundvorhaben einen
Prüfstand, mit dem die Trockenstressbedingungen standardisiert
und automatisiert werden können. Besondere Herausforderungen
bestehen in der Differenzierung zwischen Strahlungsstress und
Trockenstress sowie zwischen der genotypisch fixierten und der
adaptiven Trockenstresstoleranz. „Erste Voruntersuchungen mit
Petunien, Impatiens und Begonien haben bereits gezeigt, dass
Sorten offensichtlich über eine unterschiedliche Lernfähigkeit
verfügen. Sie setzten unterschiedliche Tricks für das Überleben
mit wenig Wasser ein. Diese Erkenntnisse sind sehr spannend und
bilden eine gute Basis für unser gemeinsames Forschungsprojekt“,
so Prof. Hendriks von der Forschungsanstalt Geisenheim.
Mit neuen methodischen Ansätzen aus der Biophysik und der
Medizin beteiligt sich das Forschungszentrum Jülich, Institut
für Phytosphäre an den Forschungsarbeiten. „Für die Entwicklung
eines Schnelltestsverfahrens zur Trockenstresstoleranz überprüft
das Forschungszentrum selbst entwickelte bzw. angepasste
zerstörungsfreie Methoden für die Beurteilung von Pflanzen-
‚Fitness’ hinsichtlich ihrer Eignung. Erste Untersuchungen
ergaben, dass hier insbesondere die Magnetresonanztomographie
(MNR) großes Potenzial beinhalten könnte. Unser Ziel ist es,
mobile, kostengünstige MNR-Geräte zu entwickeln“.
„Das Interesse von Wirtschaft und Verbraucher an
trockenstresstoleranten Zierpflanzen ist enorm“, ergänzt Dr.
Bulich, Geschäftsführer der GFP, die die gesamte
Projektkoordination organisiert. Dem Handel fehlen das Know-how,
Personal und die technischen Einrichtungen zur ausreichenden
Wasserversorgung von Zierpflanzen, dem Konsumenten sind die Zeit
und das Verständnis für eine sachgerechte Pflanzenpflege
abhanden gekommen. Schließlich erhoffen sich Friedhofsgärtner
und Parkpflegeteams durch stresstolerante Pflanzen Wasser und
aufwändige Arbeiten einsparen zu können. Für den Fachhandel
ergeben sich zudem neue Perspektiven für die Gewährung von
Anwachsgarantien. Nicht zuletzt tragen trockenstresstolerante
Zierpflanzen wesentlich zum Schutz der Umwelt bei, indem sie die
zunehmend knapper werdende Ressource Wasser schonen. „Dieses
Projekt ist zukunftsweisend. Allen voran danken wir dem BMELV,
für die mehrjährige finanzielle Unterstützung der
Forschungsarbeiten und sind zuversichtlich, dass durch die enge
Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein
praxistauglicher Test erarbeitet wird, der es den
Pflanzenzuchtunternehmen ermöglicht, zukünftig
trockenstresstolerante Zierpflanzen zur Verfügung zu stellen“,
so Dr. Bulich abschließend. |
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