July 23, 2009
Source:
GMO Safety /
bioSicherheit
"Heute
sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Es war ein
konzentriertes und intensives Gespräch", bilanzierte
Bundesforschungsministerin Annette Schavan den zweiten Runden
Tisch zur Grünen Gentechnik, zu dem sie Vertreter aus
Wissenschaft, Land- und Ernährungswirtschaft, Umweltverbänden
und Kirchen nach Berlin eingeladen hatte. Vorrangige Themen
waren die Kritik der Umweltverbände an der biologischen
Sicherheitsforschung sowie künftige Schwerpunkte der Agrar- und
Pflanzenforschung in Deutschland.
Nachdem der ersten Runde Tisch Mitte Mai weitgehend vom
Austausch der bekannten Positionen von Kritikern und
Befürwortern der Grünen Gentechnik geprägt war, sollten bei der
zweiten Gesprächsrunde künftige Themen und Fragestellungen der
öffentlich geförderten Agrar- und Pflanzenforschung sowie der
ökologische Sicherheitsforschung identifiziert werden. Ein
konkretes Ergebnis kam zwar nicht zustande, doch jenseits der
starren Diskussionsfronten waren erste Annäherungen erkennbar.
Gleich zu Beginn sprach Annette
Schavan den "Neun-Punkte-Katalog für eine ökologische
Risikoforschung" an, den der Naturschutzbund (Nabu) und weitere
Umweltverbände Anfang der Woche vorgestellt hatten. Er
kritisiert die aktuell vom BMBF (Bundesministerium für Bildung
und Forschung) geförderten Sicherheitsforschung und leitet
daraus neun "Forschungsfragen zu Nachhaltigkeit und ökologischen
Risiken" ab, die aus Sicht der Verbände bisher nur unzureichend
bearbeitet worden seien. So wird etwa eine "systematische
Erfassung der Effekte des gentechnisch veränderten Mais MON810"
oder Untersuchungen "zur Verbreitung von Transgenen durch
Bienen, Hummeln und weitere Bestäuber" gefordert.
Vertreter aus Zulassungsbehörden und Forschungseinrichtungen
führten aus, dass acht der neun Punkte des Katalogs sich auf
Aspekte beziehen, die im Rahmen der in den Zulassungsverfahren
vorgeschriebenen Prüfung auf Lebensmittelsicherheit und
Umweltverträglichkeit beantwortet werden müssen und bereits
Thema der begleitenden Sicherheitsforschung sind. Daher seien
systematische, grundlegende Wissenslücken bei der
Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht
zu erkennen.
Schavan kündigte an, den von den Umweltverbänden vorgebracht
Punkten im Detail nachzugehen. "In der nächsten Sitzung werden
wir die Bilanz aus 30 Jahren Sicherheitsforschung vorstellen und
sehen, wo weitere Akzente in gesetzt werden müssen."
"Förderung nachhaltiger Landnutzungskonzepte muss oberstes Ziel
der Agrar- und Pflanzenforschung sein"
Der zweite thematisch Schwerpunkt des Runden Tisches war die
zukünftige Ausrichtung der Agrar- und Pflanzenforschung
einschließlich Pflanzenbiotechnologie und begleitender
Sicherheitsforschung. Das BMBF hatte eine erste Konzeption für
eine weiterentwickelte Strategie zur Pflanzenzüchtung vorgelegt.
Ausgangspunkt war eine Bestandsaufnahme der derzeitigen
Forschungsprogramme der beiden zuständigen Bundesministerien für
Forschung (BMBF) und Landwirtschaft (BMELV).
Schavan regte an, die einzelnen Förderschwerpunkte stärker
miteinander zu verknüpfen und kündigte eine "Weiterentwicklung
vor allem in Hinblick auf die Nachhaltigkeitsfrage" an. Sie
griff damit auch eine Forderung der Umweltverbände auf, vor
allem die Erforschung ökosystemaren Zusammenhänge und
nachhaltiger Landnutzungssysteme intensiver zu fördern. Dabei
geht es auch um eine systematische Prüfung aller
landwirtschaftlichen Anbausysteme, ob konventionell, ökologisch
oder mit gentechnisch veränderten Pflanzen auf ihr ökologische
und ökonomische Nachhaltigkeit.
In der Agrar- und Pflanzenforschung setzen Schavan und das von
ihr geführte Ministerium auf eine "methodenoffene
Förderstrategie". Die jeweils gewählte Methode sei "kein
Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck". Das gesamte Spektrum der
zur Verfügung stehenden Technologien - so z.B. auch der Grünen
Gentechnik - müsse ergebnisoffen und vorbehaltlos auch im
Vergleich zu anderen Forschungsansätzen diskutiert werden.
Entscheidend sei, wie das bestmögliche Ergebnis für die Umwelt,
die Landwirte und die Verbraucher erreicht werden könne.
"Die Diskussionen beim Runden Tisch haben mich bestätigt," so
das Fazit von Annette Schavan, "dass vor dem Hintergrund der
globalen Probleme die Grüne Gentechnik sehr differenziert
gesehen werden muss. Genau eine solche differenzierte
Herangehensweise ist für einen sachlichen Dialog zielführend".
Schavan kündigte für Oktober ein weiteres Gespräch des Runden
Tisches mit dem Schwerpunkt Internationale
Entwicklungszusammenarbeit in der Pflanzen- und Agrarforschung
an.
Der Runde Tisch zur Grünen Gentechnik war Mitte Mai von den
Ministerinnen Schavan (Forschung) und Aigner (Landwirtschaft)
einberufen worden, nachdem das von Aigner ausgesprochene
vorläufige Anbauverbot für MON810 vor allem aus der Wissenschaft
heftig kritisiert worden war. Der zweite Runde Tisch wurde um
einen Vertreter des ökologischen Landbaus und aus den
Nicht-Regierungsorganisationen im Bereich der
Entwicklungspolitik erweitert. Landwirtschaftsministerin Ilse
Aigner nahm am zweiten Runden Tisch nicht mehr persönlich teil.
|
|