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Trotz steigendem Produktionsdruck: „Biolandbau bleibt weiterhin förderungswürdig“


Hohenheim, Germany
June 13, 2013

Die Zeit der Überschüsse ist vorbei: Weltweit steigt der Bedarf an Lebensmitteln, gleichzeitig sollen Pflanzen zunehmend auch Industrierohstoffe und Energieträger ersetzen, die bislang aus Erdöl und Erdgas gewonnen werden. Doch trotz geringerer Flächenproduktivität sollte Biolandbau weiterhin von der EU gefördert werden, so ein Ergebnis des Landwirtschaftlichen Hochschultages der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim am gestrigen Mittwoch. Biolandbau besitze eine wichtige Rolle als Alternativmodell zur konventionellen Landwirtschaft und als Vorreiter auf dem Gebiet des nachhaltigen Konsums, so Agrarökonom Prof. Dr. Harald Grethe. Allerdings werde sich auch der Biolandbau den Ansprüchen der neuen BioÖkonomie stellen müssen.

BioÖkonomie ist ein Schlagwort, das sich Baden-Württemberg, die Bundesrepublik Deutschland und die EU weit oben auf die Agenda gesetzt haben. Es umfasst alle Wirtschaftszweige, die letztlich auf Pflanzenmaterial (kurz: Biomasse) basieren – oder basieren könnten. Dazu gehören Ernährung, Futtermittel, Energieträger sowie Rohstoffe für Kleidung, Kosmetika und Industrieanwendungen. Ziel ist es, in diesen Bereichen so weit wie möglich vom Erdöl unabhängig zu werden – und BioÖkonomie so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

BioÖkonomie sei der richtige Weg, so lautet auch der Konsens auf dem Landwirtschaftlichen Hochschultag der Universität Hohenheim, die sich dem Forschungsschwerpunkt BioÖkonomie besonders verpflichten will. Die gestrige Tagung unter dem Titel „Biolandbau unter bioÖkonomischen Aspekten“ widmete sich dabei der besonderen Rolle, die Biolandbau in dieser Neuorientierung einnimmt.

 

BioÖkonomie verschärft Bedingungen für Biolandbau

„Können wir uns Biolandbau vor dem Hintergrund knapper Biomasse überhaupt noch leisten“, formulierte Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Harald Grethe die Kernfrage zu seinem Abschlussvortrag „BioÖkonomie: Chancen und Herausforderungen für den Öko-Landbau“. Und beantwortete sie gleich selbst: „Ja, das können wir, wenn wir auch bereit zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten sind.“

Tatsächlich hätten sich die Rahmenbedingungen für den Biolandbau verschärft: „Bio entstand zu Zeiten, als die EU an Überproduktion litt. Damit war auch die politische Bereitschaft hoch neue Formen zu fördern, die weniger produzierten“, so der Agrarökonom. „Neue Technologien und höhere Energiepreise bewirken, dass Biomasse heute viel breiter auch für Energie und Materialien genutzt wird. Das macht sie weltweit knapp und teuer.“

 

BioÖkonomie und Biolandbau befruchten sich

Doch die BioÖkonomie biete auch Chancen für den Biolandbau. „Die mit der BioÖkonomie verbundene Diskussion über nachhaltigen Konsum ist eine Chance für den Ökolandbau und Erfahrungen in der Vermarktung von Ökoprodukten können wertvoll für die Umsetzung nachhaltiger Konsummuster sein“.

Außerdem sei der Biolandbau ein wichtiges Vergleichssystem zur konventionellen Landwirtschaft. „Vieles, was wir in der konventionellen Landwirtschaft heute anwenden, ist inspiriert durch den Biolandbau – zum Beispiel integrierter Pflanzenschutz, Zwischenfruchtanbau oder das Denken in Nährstoffkreisläufen. Die Weiterführung verschiedener Produktionssysteme und der Systemwettbewerb in Bezug auf die Ressourceneffizienz sind für die Weiterentwicklung des Agrarsektors essentiell.“

 

Konsumenten haben Schlüsselrolle im Spannungsfeld

Eine Schlüsselrolle wies Prof. Dr. Grethe auch den Konsumenten zu: „Ob wir uns Biolandbau leisten können, können wir auch durch unseren Konsum steuern. So könnten ein geringerer Fleischkonsum oder die Verringerung von Nahrungsmittelabfällen die geringere Produktivität einer weniger intensiven Landwirtschaft ausgleichen.“

Dass 60 % der Bevölkerung dazu prinzipiell bereit wären, hatte der Agrarwissenschaftler erst kürzlich in einer Studie zusammen mit der Universität Göttingen aus den Ergebnissen der Nationalen Verzehrstudie ermittelt.

Die weltweiten Auswirkungen berechneten die Wissenschaftler mit Computermodellen: „20 % weniger Fleisch hätte spürbare positive Auswirkungen auf Ressourcenschutz, Klimawandel und Welternährung“. So würden z.B. allein die Getreidepreise weltweit um bis zu 3 % sinken – wovon insbesondere ärmere Bevölkerungsschichten in Entwicklungsländern profitierten.

 

„Biolandbau bleibt förderungswürdig“

Gleichzeitig müsse sich der Biolandbau auch den neuen Herausforderungen stellen: „Auch im Biolandbau ist eine Erhöhung der Flächenproduktivität erforderlich.“

Mit Blick auf die Agrarpolitik und die EU-Förderung schließt Prof. Dr. Grethe: „Ich halte den Biolandbau als einfach zu kontrollierende und vielseitig wirkende Maßnahme weiterhin für förderungswürdig. Er wird jedoch auch weiterhin und insbesondere vor dem Hintergrund einer immer nachhaltiger werdenden konventionellen Landwirtschaft immer aufs Neue nachweisen müssen, warum er diese Förderung verdient.“

 

Hintergrund Landwirtschaftlicher Hochschultag 2013

Biolandbau unter bioÖkonomischen Aspekten lautete das Konferenzmotto, zu dem sich Wissenschaftler der Universität Hohenheim und anderer Agrarforschungseinrichtungen sowie Ministeriumsvertreter am 12. Juni 2013 trafen. Organisiert wurde die Veranstaltung in Kooperation mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg von Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Ralf Vögele und der Koordinatorin für Ökologischen Landbau und Verbraucherschutz der Universität Hohenheim, Dr. Sabine Zikeli.

Zu den Vortragsthemen gehörten einige Beispiele für die Vorreiterrolle des Biolandbaus. Etwa durch Projekte wie Soja-Anbau in Europa, Nachhaltigkeit in der Tierhaltung und Tierzucht oder Möglichkeiten, Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie innerhalb des Ökologischen Landbaus zu erzeugen. Andere Vorträge drehten sich um Produktionssteigerung durch biologische Schädlingsbekämpfung, den Mehrwert einer multifunktionalen Landschaft oder eine generelle Standortbestimmung von BioÖkonomie und Biolandbau.

Eröffnet wurde die Tagung vom Pro-Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften, Prof. Dr. Joachim Müller, dem Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert und Ministerialdirigent Joachim Hauck vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

 



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Website: https://www.uni-hohenheim.de

Published: June 13, 2013



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