Linz, Austria
October 16, 2014
Quelle: Saatbau Linz
Nach dem jüngst veröffentlichten Bericht der FAO über die Welternährung sind im Kampf gegen Hunger in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt worden. Zwar leiden nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft noch immer rund 805 Millionen Menschen weltweit an Unterernährung, die Anzahl ist aber in den letzten 2 Jahrzehnten ständig nach unten gegangen (siehe dazu nebenstehende Grafik). Zum einen sinkt laut FAO die globale Armut und wird dadurch ein leichterer Zugang zu Nahrungsmitteln ermöglicht. Zum anderen haben bessere Technologien und eine laufend gestiegene Produktivität der Landwirtschaft die Versorgungssicherheit erhöht.
Gerade die Pflanzenzüchtung hat hier weltweit entscheidende Beiträge geleistet und sie ist in Anbetracht begrenzter Ressourcen an Boden und Wasser weiterhin ständig gefordert. Insbesondere längerfristige Klimatrends machen züchterische Anpassungen der Kulturpflanzen notwendig. „Hier braucht es verstärkten Mitteleinsatz in Forschung und Entwicklung, um das genetische Potenzial der Pflanzen zielgerichtet nutzen zu können – die SAATBAU LINZ nimmt ihre Verantwortung ganz besonders wahr und investiert jedes Jahr 5 Mio. EUR in die Züchtung“, so SAATBAU LINZ Geschäftsführer Karl FISCHER.
Maize feeds the world
Zur Verbesserung der Ernährungssituation arbeiten die Züchter an neuen umweltstabilen Sorten, die unter widrigen Bedingungen möglichst sichere Ernten liefern und zunehmenden Klimaextremen wie Hitze und Trockenheit oder etwa Starkregen und Wind trotzen können. Und sie sind dabei erfolgreich: der Ertragsfortschritt liegt etwa bei Mais bei rund 200 kg je ha und Jahr. Mit dieser dynamischen Entwicklung ist Mais ist zur größten und wichtigsten Ackerkultur der Welt geworden. Die weltweite Erntemenge hat sich seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf heuer knapp 1 Milliarde Tonnen verfünffacht. Heuer ist das zweite Mal hintereinander weltweit mehr Getreide erzeugt worden, als verbraucht werden kann und das hat entscheidend zur Verbesserung der Versorgungssicherheit der Menschen beigetragen. Vor allem Mais hat dazu einen überragenden Beitrag geleistet.
Wie der Klimawandel die Züchtungsarbeit der SAATBAU LINZ beeinflusst
Damit Nahrungs- und Futterpflanzen für unterschiedlichste Standortfaktoren geeignet sind, testet die SAATBAU LINZ in einem engmaschigen, international angelegten Versuchsnetz von Frankreich bis in die Türkei die Eigenschaften der Pflanzen unter verschiedenen Klimabedingungen. Die Ergebnisse sprechen für sich. Qualitätsweizenzüchtung aus Österreich mit spezieller, standortangepasster Genetik verbessert die Versorgungssicherheit mit qualitativer hochwertigem Brotweizen in Mittel- und Osteuropa.
Erst die Entwicklung kältetoleranter Sorten bereitete der Maispflanze ihren Siegeszug in Europa. Vor allem bei den frühreifen Silomaissorten ist die Züchtungsarbeit der SAATBAU LINZ sehr erfolgreich. Zusätzlich wurde durch die Arbeit der Pflanzenzüchtung bei mittelspäten Sorten die Abreife beschleunigt. Dadurch wurde es möglich, die durch ihre spätere Reife ertragsstärkeren Sorten auch in unseren Breiten anzubauen. Die Verbesserung der Pflanzengesundheit, Standfestigkeit sowie Stresstoleranz gegenüber Witterungseinflüssen stellen weitere Ziele in der Maiszüchtung dar.
In den vergangen Jahren hat sich die Saatmaisproduktion in osteuropäischen Ländern durch Wetterextreme als zunehmend unsicher erwiesen. Deshalb konzentriert die SAATBAU LINZ die Produktion in Österreich und hat zur Aufbereitung des Saatgutes eine der modernsten Saatmaisanlage Europas im Innviertel errichtet.
Neben Mais ist Soja zu einem zentralen Thema für die europäische Lebens- und Futtermittelproduktion geworden. Um den Grad der Abhängigkeit von Importen aus Süd- und Nordamerika verringern zu können, züchtet die Saatzucht Donau – Tochterfirma der SAATBAU LINZ - Sojasorten für geeignete Standorte in Europa, die höhere Jahrestemperatursummen in mehr Ertrag und wertvolle Inhaltsstoffe umwandeln können. Der Erfolg stellt sich ein: die Sojaflächen werden europaweit im nächsten Jahr Rekordausmaße annehmen.
Eine Kulturart, die mit den geänderten Bedingungen schlechter zu Recht kommt als andere, ist die von der Brauwirtschaft benötigte Sommerbraugerste, deren Anbaufläche sich in den letzten 15 Jahren in Österreich um 2/3 verringerte. Durch jahrelange intensive Züchtungsarbeit ist es gelungen, die vorzüglichen Anbaueigenschaften der Wintergerste mit hervorragender Brauqualität der Sommergerste zu kombinieren. Eine bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, Toleranz von Frühjahrstrockenheit und die damit verbundenen stabileren Erträge sprechen für den Anbau von Winterbraugerste anstelle von Sommerbraugerste.
Auch in der Rapszüchtung liegt der Focus auf umweltstabile Sorten mit möglichst breitem Anbaufenster und hoher Winterhärte. Dafür maßgeblich ist eine gute Herbstentwicklung, die in den letzten Jahren überwiegend durch Hybridsorten deutlich verbessert wurde.
Pflanzenzüchtung mehr denn je gefragt
Pflanzenzüchtung mit traditionellen Methoden ist eine langwierige Angelegenheit. Von der Kreuzung bis zur Marktreife vergehen je nach Kultur zwischen 9 und 12 Jahren. Pflanzenzüchtung kostet sehr viel Geld, zeichnet sich aber nachweislich durch eine hohe Innovationskraft aus. Mehr als 90 % der in den letzten 20 Jahren erreichten Produktivitätszuwächse der Pflanzenproduktion sind auf den Fortschritt in der Züchtung zurückzuführen. Diese sind auch weiterhin notwendig, um den Herausforderungen durch Klimawandel und der Welternährung durch steigende Bevölkerungszahlen begegnen zu können.
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