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Beizverbot im Raps macht deutschen Landwirten zu schaffen


Germany
February 2, 2015


Hans Behn veranschaulichte anhand zweier mitgebrachter Rapswurzeln die fatalen Auswirkungen des Schädlingsbefalls. Links eine gesunde Pfahlwurzel, rechts eine vollständig vom Larvenfraß der Kleinen Kohlfliege zerstörte Wurzel.

Der Raps in Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu einer unverzichtbaren Ackerkultur entwickelt, sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht. Die Einsatzmöglichkeiten dieser Kulturpflanze für die menschliche Ernährung, als eiweißreiches Futtermittel sowie Biokraftstoff sind zudem sehr vielseitig. Die Hochburg des Raps-anbaus liegt in Mecklenburg-Vorpommern, erläuterte Landwirt Hans Behn anlässlich eines Pressegesprächs des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) im Rahmen der Internationalen Grünen Woche 2015 in Berlin.
 

Die Landwirte Hans Behn (2. v.l.) und Norbert Weber (2. v.re.) standen auf der Internationalen Grünen Woche Rede und Antwort. Für Fragen standen auch Dr. Helmut Schramm, Präsident des Industrieverbandes Agrar und Geschäftsführer Bayer CropScience Deutschland GmbH (li.) sowie IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler (re.) zur Verfügung.
 
Mecklenburg-Vorpommern ist die Hochburg des Rapsanbaus
In Mecklenburg-Vorpommern stehen laut Angaben des Statistischen Landesamts auf etwa 250 000 Hektar Raps, das ist circa ein Viertel der dortigen gesamten Ackerfläche. Auch bei der letzten Ernte in 2014 bestätigte Mecklenburg-Vorpommern wieder seine Stellung als Rapsland Nr. 1 in Deutschland. Mit 1,1 Millionen Tonnen wurde so viel wie in keinem ande-ren Land geerntet, und der bisherige Rekord aus dem Jahr 2009, die Erntemenge betreffend, wurde leicht überboten. Auch mit durchschnittlichen Hektarerträgen von 44,9 Dezitonnen je Hektar (Wert aus 2014) liegt Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze.
Pflanzenschutz Pflanzenernährung Biotechnologie Schädlingsbekämpfung
 
Der Raps hat zudem eine enorme Bedeutung als Trachtpflanze für Wild- und Honigbienen. Nur ein gutes Nektar- und Pollenangebot sichert die Bienenbestände. Das Pollenangebot ist vor allem für den Aufbau der Bienenpopulationen nach dem Winter von besonderer Bedeutung. Nicht zu-letzt ist der Raps eine der bedeutendsten Vorfrüchte zu Winterweizen.
 
Die Kulturpflanze Raps ist für die Landwirte alternativlos
Hans Behn ist mit einem Durchschnittsertrag von 48,8 Dezitonnen je Hektar in 2014 einer von vielen erfolgreichen Rapsanbauern in Mecklenburg-Vorpommern. Er bewirtschaftet bei Malchin eine landwirtschaftliche Nutz-fläche von 781 Hektar – davon sind etwa 600 Hektar Ackerland, wovon zur Aussaat 2013 127 Hektar mit Winterraps bestellt wurden. Der Landwirt ist darüber hinaus Vorstandsvorsitzender des Regionalverbands Malchin des Landesbauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und kennt damit bestens die Verhältnisse vor Ort. Für Behn und seine Berufskollegen zählt der Raps aus vielerlei Gründen zu den wichtigsten Ackerkulturen des Landes. Zum einen aufgrund der guten Ertragserwartungen mit in der Re-gel zufriedenstellenden Erlösen, zum anderen wegen der hervorragenden Wirkung als Vorfrucht insbesondere zu Winterweizen.
 
Laut Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern waren die Winterweizenerträge im Mittel der Jahre 2009 - 2014 nach Rapsanbau um 6,4 Dezitonnen je Hektar höher im Vergleich zum Anbau von Winterweizen nach Winterweizen (Stoppelweizen). Dieser Spitzenwert von 6,4 Dezitonnen je Hektar wird von anderen Vorfrüchten wie Mais oder Zuckerrüben nicht erreicht (3,1 Dezitonnen je Hektar bei Mais und 3,6 Dezitonnen je Hektar bei Zuckerrüben).

Eine mehrjährige Auswertung der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft bei 88 Ackerbaubetrieben in Mecklenburg-Vorpommern hat darüber hinaus ergeben, dass 20 Prozent der Wertschöpfung unmittelbar dem Winterraps zugeordnet werden können. Nur Winterweizen hat mit 31 Pro-zent einen noch höheren Wert.
 
Aufgrund regelmäßig stattfindender gemeinsamer Tischgespräche im Kreisverband Malchin mit Teilnahme von Landwirten, Imkern und der Jägerschaft besteht vor Ort ein vertrauensvolles Miteinander der verschiedenen Akteure. Viele Landwirte nutzen die vom Land Mecklenburg-Vorpommern angebotene Förderung für das Anlegen artenreicher Bie-nenweiden auf ihren Flächen. Dies mit dem Ziel, das Trachtangebot für Wild- und Honigbienen nach der Rapsblüte zu verlängern.
 
Flächenspritzungen können die Beizen nicht ersetzen
Zuverlässig wirkende und langjährig bewährte Pflanzenschutzstrategien haben zu einer hohen Sicherheit beim Rapsanbau beigetragen. Die Europäische Union hat aber die Neonikotinoid-haltigen Beizmittel verboten, die bisher aufgelaufene/junge Rapspflanzen vor Schädlingen wie Rapserdfloh und Kleine Kohlfliege wirksam geschützt haben. Erstmals mit der Raps-aussaat im Sommer 2014 fehlte der insektizide Schutz. Gegen Rapserd-floh wurden durch das Verbot nach der Aussaat zwei bis vier Flächen-spritzungen mit Insektiziden aus der Gruppe der Pyrethroide notwendig. Deren Wirkung erfüllte nicht immer die Erwartungen, da es bereits nach-gewiesene Resistenzen gibt. Zudem ist die Wahl des optimalen Spritztermins ein großes Problem bei der Kontrolle des Rapserdflohs. Das Verfah-ren der mehrfachen Flächenspritzungen ist keine optimale Lösung, da im Gegensatz zur Beize weniger zielgenau gearbeitet werden kann und auch zum Beispiel Nützlinge stärker betroffen sind. Der Kleinen Kohlfliege sind die Pflanzen ohne Saatgutbeizung schutzlos ausgeliefert. Es gibt keine alternative Bekämpfungsmöglichkeit zur Beize.
 
Mehrkosten von etwa 400 Euro je Hektar beim Rapsumbruch
Mit dem Beizverbot sollte den Bienen geholfen werden. Experten bezweifeln jedoch, dass das Verbot in dieser Hinsicht wirklich etwas bewirkt. Die Wissenschaftler des Deutschen Bienen-Monitoring haben nachgewiesen, dass nicht der Pflanzenschutz, sondern die eingeschleppte Varroamilbe den Bienen zusetzt. Insofern bringt das Beizverbot den Bienen nichts, den Landwirten aber entstehen höhere Kosten bzw. der wirtschaftliche Rapsanbau wird in Frage gestellt.
 
Für die Rapsanbauer in Mecklenburg-Vorpommern hatte das Beizverbot erhebliche Mehrkostenkosten zur Folge: Behn zeigte auf, dass die zusätzlichen Pflanzenschutzüberfahrten einen großen Aufwand darstellen. Waren jedoch die Schäden durch die Kleine Kohlfliege im Herbst schon so gravierend, dass der Raps umgebrochen werden musste und auf demselben Acker Weizen gesät wurde, explodierten die Kosten sogar auf etwa 400 Euro je Hektar. Dabei ist der entgangene Vorfruchtwert noch nicht einmal berücksichtigt. Die Umbruchschwelle liegt bei 10 vitalen Raps-pflanzen je Quadratmeter bzw. darunter. Bei 10 vitalen Rapspflanzen können nur noch circa 60 Prozent des ursprünglich avisierten Ertragspotenzials erreicht werden.

Die Zukunft des Rapsanbaus ist in Frage gestellt
Praktiker wie Hans Behn stehen dieser Situation fassungslos gegenüber und können das Beizverbot nicht nachvollziehen. Für sie ist die Beizung der Königsweg im Pflanzenschutz, weil die Beizung mit minimalem Wirkstoffeinsatz direkt am Saatkorn zielgenau für maximalen Schutz sorgt.

Wegen massiven Pflanzenausfällen durch den sehr frühen Befall mit Rapserdfloh und/oder Kleine Kohlfliege hat es regional bereits zum Teil nicht unerhebliche Umbrüche gegeben. Die amtliche Schätzung geht derzeit von etwa 300 Hektar für Mecklenburg-Vorpommern aus. Es ist noch nicht abzuschätzen, welches Ausmaß die Schäden insgesamt einnehmen wer-den, da diese von der Überwinterung der vorgeschädigten Bestände so-wie dem weiteren Vegetationsverlauf im Frühjahr 2015 abhängen. Nur dem bisherigen Witterungsverlauf dieses Winters ist es zu verdanken, dass die Ausfälle bislang nicht höher ausfielen. Vielerorts stehen die Landwirte noch vor der Entscheidung, die absehbaren Mindererträge in Kauf zu nehmen oder doch besser den kümmerlichen Bestand umzubrechen.
 
Es steht zu befürchten, dass in der Folge von erhöhtem Aufwand und verringerten Erlösen sowie der Unsicherheiten durch das Schädlingsauftreten der Rapsanbau zur Aussaat 2015 stark eingeschränkt wird bzw. Landwirtschaftsbetriebe komplett aus dem Rapsanbau aussteigen.
 
„Wir hoffen, dass das Beizmittelverbot sehr schnell wieder aufgehoben wird“, sagte Behn. „Uns Landwirten im Nordosten schadet es massiv. Wir sind verunsichert, ob ein wirtschaftlicher Rapsanbau zukünftig überhaupt noch möglich ist. Das eigentliche Ziel, nämlich die Gesundheit der Bienen zu verbessern, wird in jedem Fall verfehlt.“ 


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    . Bayer CropScience AG
    . Bayer CropScience GmbH


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Published: February 2, 2015

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