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Beizverbot im Raps gefährdet Anbau - Risiken durch geringere Pflanzendichte, schwächere Wurzeln und Pilzkrankheiten


Germany
April 9, 2015

Quelle: Industrieverband Agrar

Die Fraßstellen der Rapserdflohlarven sind Eintrittspforten für Pilzkrankheiten. Foto: Matthias Wiedenau
Die Fraßstellen der Rapserdflohlarven sind Eintrittspforten für Pilzkrankheiten

Seit Herbst 2014 darf Rapssaatgut nicht mehr mit Beizmitteln aus der Gruppe der Neonicotinoide geschützt werden. Die Folge: Der Rapserdfloh und die Kleine Kohlfliege haben im Herbst beträchtliche Schäden angerichtet. So auch bei Landwirt Hans Behn aus Hungerstorf in Mecklenburg-Vorpommern. Zahlreiche Pflanzen sind abgestorben, vielen fehlt die typische Pfahlwurzel. Der Rapsanbauer hofft nun auf eine günstige Witterung, um noch einen relativ guten, wenn auch niedrigeren Ertrag als in den Vorjahren zu erreichen.

Herr Behn, wie sehen momentan Ihre Rapsbestände aus?

Auf den ersten Blick präsentieren sie sich fast so wie in normalen Jahren. Durch den fehlenden Winter und die ständige Vegetation haben sich die Bestände besser entwickelt als erwartet. Aber wenn man genauer hinschaut, sind die Unterschiede zu erkennen. Auf vielen Schlägen sind Pflanzenausfälle zu verzeichnen. Die Ursachen liegen in dem stellenweise massiven Befall mit der Kleinen Kohlfliege und dem Rapserdfloh im Herbst 2014. Deren Larven fressen an den Wurzeln beziehungsweise an den Blättern und schwächen dadurch die Rapspflanzen. Ob die Erträge der restlichen Pflanzen meine Anbaukosten wieder einspielen können, ist noch unsicher.

Können Sie die Bedeutung des Wetters kurz erklären?

Die Kleine Kohlfliege hat vielfach die für den Raps typische tiefreichende Pfahlwurzel zerstört. Die betroffenen Pflanzen haben jetzt stattdessen einen Wurzelbart oder Nebenwurzeln. Das sind kurze Wurzeln, die kaum in die tiefen Bodenschichten vordringen. Kommt eine Trockenphase, können sie weder  Wasser, noch Nährstoffe aus dem Unterboden liefern. Probleme machen auch die Pflanzenverletzungen durch den Rapserdfloh. Diese sind ideale Eintrittspforten für Phoma und andere Krankheiten. Die Pilzkrankheit führt zu Fäulen an Wurzelhals und Stängel. Warme und feuchte Witterung fördern die Ausbreitung.

Wie ist die Situation bei Ihren Nachbarn?

Meine Nachbarn sind mit den gleichen Problemen konfrontiert. Nach Schätzungen der Landesanstalt für Landwirtschaft mussten in Mecklenburg-Vorpommern im Herbst bereits 300 Hektar umgebrochen werden. Sinkt die Pflanzendichte auf unter zehn kräftige Pflanzen pro Quadratmeter, ist nämlich mit Ertragseinbußen von über 40 Prozent zu rechnen. Deshalb haben Betroffene die Pflanzen untergepflügt und eine andere Kultur eingesät.

Wie ist es zu dieser Situation gekommen?

Erstmalig zur Rapsaussaat im Herbst 2014 durfte das Rapssaatgut nicht mehr mit neonicotinoidhaltigen Beizmitteln behandelt werden. Diese Wirkstoffe haben zuvor Keimlinge und junge Pflanzen effizient vor schädlichen Insekten geschützt. Das Verbot gilt EU-weit und soll dem Bienenschutz dienen. 

Was halten Sie davon?

Die jetzt verbotenen Beizmittel habe ich viele Jahre eingesetzt. Während dieser Zeit gab es nach meiner Erkenntnis keine Probleme. Ich sitze regelmäßig mit Imkern in Gesprächsrunden  zusammen und kenne die Problematik der Bienenverluste. Wir sind davon überzeugt, dass der Befall der Bienenvölker mit der Varroa-Milbe die eigentliche Ursache für Bienenverluste ist. Doch das Verbot geht nicht nur an der eigentlichen Ursache vorbei, sondern es verschärft noch die Situation: Weil in diesem Frühjahr weniger Raps blüht, gibt es weniger Bienentracht.

Gibt es Alternativen zur Beizung?

Nein, momentan sehe ich keine andere Möglichkeit. Ich habe zwar im Herbst versucht, die Schädlinge mit zwei bis vier Flächenspritzungen in den Griff zu bekommen, das ist aber nicht gelungen. Es ist fast unmöglich, den richtigen Zeitpunkt zu treffen. Außerdem sind einige Schädlinge bereits gegen die dafür zugelassenen Wirkstoffe resistent. Unterm Strich habe ich mehrfach Pflanzenschutzmittel in größerer Menge ausgebracht, was um ein Vielfaches teurer war und zudem für die Umwelt nichts gebracht hat. Nicht umsonst bezeichnet man die Beizung als Königsweg im Pflanzenschutz: Mit einer geringen Aufwandmenge, eingesetzt an der richtigen Stelle und zum richtigen Zeitpunkt, werden die Pflanzen optimal geschützt.

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Der Rapsanbau wird durch das Beizverbot zu einem unüberschaubaren betrieblichen Risiko. Wenn die Situation sich nicht ändert, werde ich im kommenden Herbst weniger Raps aussäen. Das tut mir in der Seele weh, weil wir hier in Mecklenburg-Vorpommern ansonsten sehr gute natürliche Voraussetzungen vorfinden und ertragsmäßig im Vergleich mit anderen Bundesländern ganz vorne liegen.



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Website: http://www.iva.de/

Published: April 9, 2015

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