Bern, Switzerland
June 17, 2008
Ein Forschungsprogramm des BAFU
bringt neue Erkenntnisse zur Überwachung von gentechnisch
veränderten Organismen (GVO) in der Umwelt.
Von 2004 bis 2007 führte das Bundesamt für Umwelt ein
Forschungsprogramm zur Biosicherheit in der ausserhumanen
Gentechnologie durch. Ziel war es, im Hinblick auf den Vollzug
der im Gentechnikgesetz vorgeschriebenen
Sicherheitsanforderungen wissenschaftliche Grundlagen zu
beschaffen. Diese sollen mit Hilfe unabhängiger Forschung
sicherstellen, dass das BAFU für die Überwachung von
gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in der Umwelt über
geeignete methodische Grundlagen verfügt und dass unerwartete
oder langfristige Auswirkungen von GVO frühzeitig erkannt werden
können.
Zudem unterstützte das BAFU Forschungsprojekte über Auswirkungen
der Gentechnik auf Lebewesen, die bisher erst wenig oder gar
nicht untersucht wurden. Erforscht wurde beispielsweise, ob so
genannte Nichtzielorganismen wie Wildbienen von gentechnisch
veränderten schädlingsresistenten Pflanzen beeinträchtigt werden
könnten- bisherige Forschungen zu diesem Thema hatten sich vor
allem auf Honigbienen konzentriert. Das Programm umfasste des
Weiteren eine Analyse ethischer Fragen zur Risikobewertung im
Bereich Biotechnologie sowie Forschung zu den Risiken für das
Ökosystem Boden.
Die Resultate des Forschungsprogramms mit insgesamt acht
wissenschaftlichen Projekten aus vier Schwerpunktbereichen
wurden am 17. Juni 2008 in Bern an einer Tagung vorgestellt und
diskutiert (Resultate siehe Kasten).
Das Programm des BAFU war der erste Forschungsschwerpunkt des
Bundes im Bereich der Biosicherheit seit dem Abschluss des
Schwerpunktprogramms Biotechnologie in den 90er Jahren. Ende
2005 rief der Bundesrat zusätzlich zum BAFU-Programm das viel
umfassendere Nationale Forschungsprogramm 59 (NFP 59) über
,Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter
Pflanzen" ins Leben. Das NFP 59 wird voraussichtlich im Sommer
2011 abgeschlossen.
KASTEN RESULTATE
Ethik
Eine Standortbestimmung der aktuellen risikoethischen Diskussion
zeigte, dass weder ein strenges Nichtschadensprinzip noch eine
reine Kosten/Nutzen Analyse bei der Beurteilung von
GVO-Freisetzungen zum Ziel führen. Für die ethische Bewertung
wurde das Kriterium der Sorgfaltspflicht herangezogen. Demnach
ist es moralisch zulässig andere Wesen einem Risiko auszusetzen,
wenn alle Sorgfaltsmassnahmen getroffen werden, die erforderlich
sind, um einen möglichen Schaden zu vermeiden. Dieses Kriterium
konnte so konkretisiert werden, dass es zur Festlegung eines
zulässigen ethischen und direkt anwendbaren Grenzwerts führte.
Freisetzungen von GVO sollen demnach, aus ethischer Sicht, erst
dann erlaubt sein, wenn - unabhängig von Chancenüberlegungen -
alle Sicherheitsmassnahmen verlangt werden, so dass man
behaupten kann, der Schadenseintritt bleibt sehr
unwahrscheinlich.
Auswirkungen auf Nichtzielorganismen (drei Forschungsprojekte)
Die Forschung an Wildbienen zeigte, dass bei den derzeit
angebauten gentechnisch veränderten Kulturpflanzen negative
Effekte auf Solitärbienen sehr unwahrscheinlich sind. Die im
Rahmen der Untersuchungen entwickelten empfindlichen
Testverfahren können auch zur Beurteilung von künftig
entwickelten schädlingsresistenten Pflanzen eingesetzt werden.
Bei gentechnisch veränderten, schorfresistenten Äpfeln wurde
untersucht, ob bei diesen Pflanzen die Entwicklung von
Schadinsekten beeinflusst wurde. Es wurden zwar Auswirkungen
beobachtet, diese lagen jedoch im Rahmen der natürlichen
Unterschiede zwischen verschiedenen Apfelsorten und können in
diesem Fall nicht als nachteiliger Effekt betrachtet werden. Die
erarbeiteten Methoden ermöglichen es, selbst kleine Auswirkungen
einer gentechnischen Veränderung auf das biologische
Gleichgewicht im Apfelbaum zu erfassen.
Schliesslich konnte gezeigt werden, dass bei gegen Schadpilze
resistenten transgenen Pflanzen nicht zugleich die Symbiose mit
nützlichen Bodenpilzen beeinträchtigt sein muss, da sich die
Wechselwirkungen der Pflanze mit Schad- und Nutzpilzen
unterscheiden.
Auswirkungen auf das Ökosystem Boden (zwei Forschungsprojekte)
Die Forschung zu den Auswirkungen auf den Boden konnte keinen
Unterschied nachweisen zwischen gentechnisch veränderten
insektenresitenten Bt-Maispflanzen und konventionellen
Maissorten. Weder zeigten sich Unterschiede bezüglich ihrer
Abbaugeschwindigkeit unter natürlichen Bedingungen im Boden,
noch bei den an diesem Abbau beteiligten Bodenlebewesen. Auch in
Laborversuchen wurden keine nachteiligen Auswirkungen der
Bt-Maispflanzen auf Bodenbewohner wie Würmer, Schnecken und
Fliegenlarven beobachtet, wobei die Versuche teilweise über vier
Generationen verfolgt wurden. Ökologisch verhalten sich demnach
die untersuchten Bt-Maissorten nicht anders als konventionelle
Sorten, für die GVO-Sorten kann daher - innerhalb des
überprüften Bereiches - nicht von einem erhöhten ökologischen
Risiko ausgegangen werden.
Ein zweites Projekt erarbeitete wichtige konzeptionelle und
methodische Grundlagen, um eine biologische Belastung des
Ökosystems Boden - z. B. durch GVO - nachzuweisen und zu
bewerten, und bestätigte deren Anwendung in der Praxis anhand
von Modellversuchen mit Boden-Mikroorganismen.
Früherkennung unerwarteter Umweltauswirkungen (zwei
Forschungsprojekte)
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Schweiz
ist gemäss Gentechnikgesetz auf seine möglichen Folgen für die
Umwelt hin zu überwachen. In der zu revidierenden
Freisetzungsverordnung soll das BAFU beauftragt werden, ein
Überwachungsprogramm zu entwickeln und durchzuführen, mit dem
insbesondere langfristige und kumulative Umwelteinwirkungen
möglichst frühzeitig entdeckt werden können. Um ein solches
Überwachungsprogram aufzubauen, sind viele Fragen zu
beantworten: Welche Messgrössen sind geeignet? Wo soll gemessen
werden? Wie lange? Wo werden die Daten verwaltet? Wie kann der
Austausch mit den Mitgliedsstaaten der EU gewährleistet werden?
In einem ersten Forschungsprojekt wurden geeignete
Indikator-Organismen identifiziert sowie Erhebungsverfahren für
einen Nachweis unerwarteter Umweltauswirkungen aufgrund des
Anbaus von transgenen Mais- und Kartoffelpflanzen vorgeschlagen.
Ein zweites Projekt zeigt die Schwierigkeiten des eindeutigen
Nachweises von nachteiligen Umweltauswirkungen gentechnisch
veränderter Pflanzen auf, und präsentiert Lösungsansätze die bei
der Einrichtung eines Überwachungsprogramms bedacht werden
sollten.
Herausgeber: Bundesamt
für Umwelt
http://www.bafu.admin.ch/aktuell/medieninformation/00004/index.html?lang=de&msg-id=19349
Swiss study shows GMOs
safe
Source: Swiss Department for
the Environment (Bafu)
Translation by Christopher Ortler,
Checkbiotech
As part of a nationally
funded scientific study, guidelines were created for the
monitoring of genetically modified plants. The results were
presented at a conference in Bern.
Gene technology in agriculture does not have it easy in
Switzerland. The attack last week on a field trial of
genetically modified wheat near Zürich is the latest example of
this.
The field study on the uses and risks of cultivating genetically
modified plants is part of a nationally funded study. Critics of
genetic technology fear dangers for people, animals and
environment. Indeed, further research in to the biosecurity of
genetically modified organisms (GMOs) is needed.
To address this need, the Swiss Department for the Environment
(Bafu), during the years 2004 to 2007, conducted a study
entitled “Biosecurity in non-human gene technology,” with the
goal of creating guidelines for the monitoring of GMOs. The
results were recently presented at a conference in Bern.
No effects on non-target organisms
One emphasis of the study was the effect of GMOs on non-target
organisms. Researchers from the research institute Agroscope
Reckenholz-Tänikon, for example, examined the effects of
genetically modified canola (rape) on solitary bees whose larva
nourish themselves, unlike honeybee larvae, exclusively from
pollen. The scientists concluded from their investigations that
the insecticide containing transgenic plants had no negative
effects on the bees.
Another important point of the study was to determine the
effects of genetically engineered plants on biodiversity in the
soil. Researchers from the University of Bern established that
the leaves of three Bt-corn varieties, which produce proteins
poisonous for insect pests, were decomposed at the same rate as
the leaves of other corn varieties.
Furthermore, the composition and relative proportions of
organisms taking part in the process were also
indistinguishable. In light of the observation that snails,
worms and flies were unaffected by consuming Bt-corn, the
researchers declared the tested varieties to be ecologically
safe.
Complex environmental monitoring
Considerable progress was made in regard to early detection of
unexpected environmental impacts. Organisms that can be used as
indicator species were identified, as were those requiring
protection. One project, however, showed how difficult it is to
demonstrate negative effects of transgene plants on the
environment. The main reason for this is that the population
levels of indicator species fluctuate considerably, in great
part due to variable environmental conditions.
In the concluding discussion, gene technology critics voiced
concern that there are too few studies being directed toward
questions and issues important for farmers and consumers.
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